Mit diversen Karten und Kompass bewaffnet haben wir uns auf den Weg nach Gangwha-do gemacht, einer größeren Insel im Nordwesten von Seoul. Wie erwarten machte uns der innerstädtische Verkehr einige Probleme, da die Straßenführung hier manch Überraschung bereithält und wir die Schilder und möglichweise ausgeschilderte Knotenpunkte unserer Route nicht so schnell verifizieren konnten. Ganz besonders aufpassen muss man wohl (laut Aussage unserer Fahrers), ja nicht auf die Maut-Strecke nach Incheon zu geraten, da gibt's dann erstmal ne zeitlang keine Abfahrt und man ist etwas ärmer und, schlimmer noch, noch weiter von seinem Ziel entfernt. Aber das ist zum Glück nicht passiert, und außerhalb von Seoul sieht man dann klarer. Allerdings folgt mit Kimpo gleich die nächste größere Stadt, ländlicher wurde es dann erst auf Gangwha.
Die (ich vermute) größte Stadt auf Gangwha-do ist Gangwha, und dort haben wir auch den ersten Halt gemacht und uns eine Touristenkarte von der Insel besorgt. Hier gab es auch einen(?) Dolmen zu sehen, das blieb jedoch der einzige während unserer Fahrt. Es handelt sich um zwei vertikal aufgestellte Steine und einen größeren horizontal darüber platzierten. Die Dinger sehen sauschwer aus, und man fragt sich, wie die das wohl geschafft haben. Eine Theorie besagt, dass sie um die vertikalen Steine erstmal Sand aufgeschüttet, dann den großen Stein mit einem Baumstamm-Fließband hoch gerollt und schließlich den Sand wieder weggeschaufelt haben. Das klingt meiner Ansicht nach plausibel. Aber vielleicht waren es ja doch die Außerirdischen. Ansonsten gab's an diesem Standort nicht viel zusehen.
Jemand in unserer kleinen Gruppe (wir waren zu dritt) schlug nun vor, die Grenze zwischen Südkorea und Nordkorea zu besuchen. Gangwha-Island hat nämlich eine, ich würde sagen vielleicht 1 oder 2 km breite, Seegrenze zu Nordkorea. Soviel mir erzählt wurde, soll das drübige Festland auch mal zu Südkorea gehört haben, es wurde aber gegen mehr Land im Norden von Seoul eingetauscht... vielleicht auch weil es sich dann besser bewachen ließ. Wir sind also in nördliche Richtung aufgebrochen und auch an der Küste angekommen. Diese war mit riesigen Stacheldrahtzäunen befestigt. Unser Fahrer entschied sich spontan, in eine kleine Straße einzubiegen, die sich dann aber als Sackgasse entpuppt: keine Wendemöglichkeit, rechts ein Tümpel, links ein Reisfeld, so dass auch das Rückwärtsrausfahren problematisch wurde. Aber wir sind erstmal ausgestiegen und haben uns umgesehen. Wir standen nun ziemlich dicht vor dem Zaun... nicht weit auf einem Hügel war ein Beobachtungsposten zu sehen. Ich habe ein paar Fotos von der schönen Landschaft gemacht. Das sah ja auch schön aus mit den Reisfeldern im Vordergrund und den Hügeln/Bergen (für deutsche/koreanische Verhältnisse). Der Wachmann auf dem Turm schien uns bemerkt zu haben und rief lautstark irgendwas auf koreanisch... da haben wir lieber unseren Rückzug begonnen. Währenddessen tauchte ein Reisbauer auf, der uns in ein Gespräch verwickelte. Es stellte sich heraus, dass er nicht nur gut Englisch sprach, sondern auch aus Seoul stammte und den Reisanbau scheinbar nur aus Hobby macht. Zudem war er schon mehrmals in Deutschland. Vielleicht war das unser Glück, diesen netten Man getroffen zu haben, denn er konnte zwischen den drei nun anrückenden Militärs und uns vermitteln. Ich sollte einige Fotos auf meiner Kamera löschen (ja, ich hatte den Zaun fotografiert, baka gaijin ^^;;) und dann durften wir gehen. Der Bauer gab uns noch den Hinweis, das Peace Observatory auf dem nächsten Hügel zu besuchen. Wieder so eine glückliche zufällige Bekanntschaft, wie wir sie jetzt schon oft in Korea erlebt hatten.
Das Peace Observatory war ein kleiner moderner Turm auf einem Hügel mit 4 Etagen, von denen zwei militärisch und zwei touristisch genutzt wurden. Neben Teleskopen, mit denen man nach Nordkorea schauen konnte, gab es eine kleine Ausstellung über die Geschichte und die nordkoreanische Kultur. Leider war bis auf eine Plakattitel alles auf koreanisch. Besonders beeindruckend fand ich den "Room to wish for unification", hier konnte der Besucher auf kleine grüne Zettelchen eine Nachricht schreiben (Grüße an die getrennten Familienmitgleider auf der anderen Seite, Hoffnung auf baldige Wiedervereinigung etc.) und an einen künstlichen Baum heften. Leider war das Wetter mittlerweile ziemlich diesig, wesehalb die Sicht auf Nordkorea nicht besonders gut war. Ich habe dennoch versucht, ein paar Fotos zu machen. Ich hoffe diesmal war es erlaubt ^^
Danach sind wir der Küste in den Südwestteil der Insel gefolgt und haben an einigen Hafenorten angehalten. Dort hatten wir einen netten Blick auf die umliegenden Inseln und das Watt, der Sonnenuntergang war aufgrund der dicken Wolkendecke leider wenig spektakulär. Nach Anbruch der Nacht haben wir uns auf den Rückweg gemacht. Zurück auf dem Festland haben wir in Gimpo Halt gemacht und koreanisch gegessen (ich hatte eine leckere Krabbenfleischsuppe). Fazit: Ghangwa bietet eine tolle Landschaft und Erholungsgebiete und ist auf jeden Fall eine Reise wert... und viele der Sehenswürdigkeit haben wir noch garnicht gesehen.
Schöne Landschaft dort! Der Strand sieht einladend aus... aber die Kinder sind ja blond! =:-O Und einer hat 'ne Superman-Actionfigur! ^^ Und was ist das für ein Steinzeitmännlein, das aussieht, wie Flint Hammerhead?
AntwortenLöschenUnd Du hast recht, dieser unification-Baum ist beeindruckend... und irgendwie traurig. Hoffentlich gibt's für die Koreaner auch mal irgendwann ein Happy End.
Ja, ich glaube die Kinder gehörten sogar zu einer deutschsprachigen Familie, die da auch gerade war. Koreanische Kinder wären wahrscheinlich anständig genug gewesen, nicht hinter der Absperrung zu spielen ^^
AntwortenLöschenKeine Ahnung was das für ein Steinzeit-Männchen ist ^^
Stimmt, da ist ja ein Zaun. Na die haben das sicher für 'ne dufte Höhle gehalten... ^^
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