Dieses Wochende hatte ich wieder die Gelegenheit ergriffen, an einem Ausflug teilzunehmen. Zwar wußte bis kurz vor Abreise niemand, wohin und womit es überhaupt geht, aber das was am Ende bei rausgekommen ist, war eine tolles Abenteuer...
Ich war am frühen Morgen mit meiner "Kontaktperson" vor dessen hasukchip verabredet. Den Treffpunkt hatten wir mitten in der Nacht per E-Mail ausgemacht (ich hatte mein Notebook dazu veranlasst, mich bei Empfang einer Mail mit "SMILY" zu wecken, hat super geklappt). Leider ging aus dieser Mail noch nicht hervor, was mich alles erwartet, weshalb ich alles halbwegs sinvolle, das ich finden konnte, in meinen Rucksack gestopft habe. Am Treffpunkt wurde mir dann von den neusten Planungen erzählt... wir würden uns mit den anderen Ausflugsteilnehmern treffen und dann ein Auto in Gangnam mieten, um damit in Richtung Gwangju zu fahren.
Von allen Teilnehmern kannte ich bisher nur die zwei, mit denen ich die Tour nach Ganghwa gemacht habe. Bei den anderen 4 Teilnehmern handelte es sich um koreanische Studentinnen, die allesamt der deutschen Sprache mächtig waren oder zumindesten dabei waren, sie zu lernen! An dieser Stelle darf ich erwähnen, dass es echt putzig ist, Koreanerinnen Deutsch sprechen zu hören und so wurden während der Fahrt natürlich fleißig Vokabeln ausgetauscht. Zudem wurden etliche Fragen zur jeweils anderen Kultur und dem Land gestellt und Pläne für die weitere Fahrt geschmiedet.
Das Mittagsessen nahmen wir auf einem Rasthof an der Autobahn ein... meine Muschelsuppe erwies sich aber als außerordentlich scharf und ich musste irgendwann schweißgebadet kapitulieren -__- Vielleicht hätte ich auch lieber das Schnitzel nehmen sollen ^^ Na wenigstens hatten die anderen an meinem Ringen ihren Spaß.
Zweiter Zwischenstop war ein Strand in Chaesokgang. Schon die Fahrt dahin bot eine tolle Aussicht auf das Meer und die kleine Bucht, an der wir halt machten, war angenehm menschenleer (nicht völlig, aber kein Vergleich mit der Innenstadt in Seoul oder dem Rasthof ^^). Da ich meine Badehose vorsorglich eingepackt hatte, konnte ich mich den anderen anschließen und ein erfrischendes Bad im Gelben Meer nehmen. Das Wasser war angenehm warm und sehr flach. Ein bisschen fühlte ich mich wie in der obligatorischen Beach-Folge eines JDoramas (die gibt's aber bestimmt auch in koreanisachen Dramaserien). Wir haben viel gelacht und lustige Fotos gemacht und am Ende haben wir der Sonne dabei zugeschaut, wie sie ihm Meer versinkt. In der Tat ein herrliches Fleckchen Erde. Ein bisschen Ebbe war auch zu sehen, allerdings nicht viel... es soll wohl daran liegen, das kürzlich Vollmond war (wie uns ein Einheimischer berichtete).
Irgendwann sind wir dann aber doch wieder aufgebrochen, um nicht zu spät unser eigentliches Ziel, Gwangju, zu erreichen. Das dauerte nochmal etwa 2 Stunden, so das wir erst zu fortgeschrittener Stunde dort ankamen, das Abendbrot war überfällig. Die Damen bestellten für uns etwas, dessen koreanischen Namen ich leider schon wieder vergessen habe. Es wurden dann aber haufeweise Schüsselchen mit Salat, Zwiebeln, Knoblauch, eingelegtem Gemüse, Kimchi natürlich, Tofu und nicht zuletzt bergeweise Fleisch zum Grillen aufgetischt. Dazu gab es Körbe mit Salatblättern, die ich der Anleitung meiner Tischnachberinnen folgend mit Fleisch, Zwiebeln, angebratenem Knoblauch und weiterem Zeugs füllen musste und dann mit einem Happs verschlingen sollte. Nach einer kurzen Phase von Überforderung gelang es mir aber irgendwann, diese Esstechnik zu meistern und ich wurde für meine Stäbchenführung gelobt ^^
Zu trinken gab es Soju und Makkoli, die vermutlich zwei bekanntesten koreanischen alkoholischen Getränke, die ich aber beide noch nie vorher getrunken habe. Lustigerweise war ich der älteste am Tisch, weshalb die anderen einige Regeln einzuhalten hatten. So durfte man meinen Becher beim Anstossen nur unten anstupsen, und eigentlich hätte sich jeder beim Trinken von mir abwenden müssen. Leicht beschwippst haben wir die Gastronomie verlassen und uns auf den Weg zum Nachtlager gemacht.
Die Oma einer unserer Begleiterinnen hat uns freundlicherweise für die Nacht aufgenommen und war ganz aus dem Häuschen, soviele Deutsche zu Besuch zu haben. Zur Begrüßung wurden wir erstmal auf der Couch drappiert und mussten uns fotografieren lassen ^^ Danach wurden Bier, Podo (quasi Weintrauben), Kastanien und leckerer Reiskuchen aufgetischt *mjam*. Bevor wir die Nachtruhe antraten, gab es noch einen Plausch mit der Oma, von dem ich leider fast garnichts verstehen konnte. Es ging aber um die japanische Besatzung und darum, dass sie Japanisch (ilbonmal) lernen musste. Ich hielt mich aber veständlicherweise damit zurück, das zu testen...
Am nächsten morgen wurde mir von einer der Begleiterinnen der Satz "anyong-hi chumossosoyo" beigebracht, mit dem Auftrag, ihn der Oma bei erstem Sichtkontakt entgegenzubringen. Das ist wohl eine sehr sehr freundliche Begrüßungsformel und heißt soetwas wie "Guten Morgen! Haben sie gut geschlafen?" Gesagt getan, halmoni (=Oma) hat es denke ich verstanden und war happy (ob nun des Satzes wegen oder allgemein, vermag ich allerdings nicht einzuschätzen). Es folgte ein exquisites koreanischen Frühstück mit obligatorischem Reis, Fleisch, Fisch, Kimchi, aber auch Joghurt, Toast mit Marmelade und Kaffee. Leider musste man zu den Mahlzeiten die ganze Zeit am Boden sitzen, das ist auf Dauer etwas unbequem ^^
Zum Abschied wurden Gruppenfotos im Wohnzimmer zusammen mit Oma gemacht, und wir haben uns artig für die großzügige Gastfrundschaft bedankt. Es folgte der Bildungsteil der Reise... in Gwangju haben wir das Rathaus besichtigt, in dem im Mai 1980 mehrere (vermutlich hunderte) Menschen durch die Militärdiktatur ermordert wurden, um den Widerstand in Gwangju zu brechen (Gwangju war die oder eine der Protesthochburgen gegen die damalige Militädikatur und für Demokratie). Leider soll dieses Rathaus demnächst abgerissen werden... in einer der Etagen konnte man dagegen per Unterschriftensammlung oder Hinterlassen einer Nachricht in der dortigen Kunstinstallation, demonstrieren. Ich hoffe, es hilft etwas...
Eine kurze Autofahrt später haben wir einen Friedhof besichtigt, der ebenfalls in diesen Kontext gehört. Hier wurden alle Opfer, aber auch alle Teilnehmer des Aufstandes, die später eines natürlichen Todes gestorben sind bzw. sterben werden, beerdigt. Ein sehr ruhiges und monumental angelegtes Örtchen. Zufällig waren andere Deutsche mit Dolmetscher da, so dass wir an einer kleinen Führung teilnehmen konnten (auch wenn wir eigentlich unsere eigenen Dolmetscherinnen dabei hatten ^^). In einem Dokumentarfilm, mit leider schlechtem, aber englischem Ton, wurde nochmal die ganze Geschichte vom Aufstand erläutert und mit teilweise sehr erschütternden Bildern unterlegt.
Sehr beeindruckt von der ganzen Anlage haben wir dann die Rückfahrt nach Seoul angetreten. Eigentlich sollten wir das Auto am frühen Nachmittag zurückbringen, aber das war jetzt nicht mehr möglich. Obendrein gerieten wir in mehrere längere Staus, so dass wir erst gegen Mitternacht zurück waren. Ziemlich erschöpft haben wir uns dann per U-Bahn bzw. in unserem Fall per Taxi nach Hause fahren lassen... das war erstaunlich billig, obwohl wir quer durch die Stadt mussten. Für nächstes Wochende ist höchstwahrscheinlich ein Ausflug in den Zoo geplant ^__^